Gruppe von Jugendlichen mit Smartphones

Gesundheitsfragen – sind soziale Medien eine gute Quelle?

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Ob Hautausschlag, Gewichtsprobleme oder Fitnesstrends – im Internet finden Schülerinnen und Schüler schnell und anonym Antworten auf alle Fragen zum Thema Gesundheit. Doch bei Gesundheitsinformationen aus dem Netz ist Vorsicht geboten. Warum das so ist und woran man zuverlässige Informationen erkennt, erfahren Sie in diesem Beitrag.

In einer Befragung von Schülern und Schülerinnen der 7. bis 9. Klasse gaben 60 Prozent an, soziale Medien wie Instagram oder Facebook auch als Quelle für Gesundheitsinformationen zu nutzen. Das Angebot an Informationen ist vielfältig. Ungeprüft sollte man den Inhalten allerdings nicht vertrauen. Dafür gibt es verschiedene Gründe.

Grund 1: Falschinformationen

Über soziale Medien lässt sich jede Art von Information fast uneingeschränkt verbreiten – auch Des- und Fehlinformation.
In einer aktuellen forsa-Befragung aus dem Jahr 2022 gaben 88 Prozent der 14- bis 24-Jährigen an, dass ihnen in diesem Jahr bereits Falschmeldungen aufgefallen seien – besonders bei YouTube und Instagram. Insgesamt ist bei fast allen abgefragten Plattformen ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen. Während der COVID-19-Pandemie wurden so viele falsche Informationen verbreitet, dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereits von einer Infodemie sprach. 

Des- oder Fehlinformation?

Beide Begriffe hört man öfter - doch sie haben unterschiedliche Bedeutungen. Was ist der Unterschied zwischen Des- und Fehlinformation? Das erfahren Sie hier.

Grund 2: Kommerzielle Interessen

Auf Instagram, YouTube und Co. tummeln sich Influencer und Influencerinnen (engl. to influence = beeinflussen). Das sind Nutzer und Nutzerinnen mit einer sehr großen Fangemeinde (sog. Follower). Ihre Inhalte erreichen oft Tausende oder sogar Millionen Menschen. Sie verdienen ihr Geld, indem sie Unternehmen ihre Reichweite zur Verfügung stellen. Das bedeutet, dass sie ihr Profil als Werbefläche anbieten und gegen Bezahlung Produkte vorstellen. 

Ob die Empfehlungen, etwa für Nahrungsergänzungsmittel, dann ehrlich sind und sie tatsächlich einen Nutzen durch das beworbene Produkt hatten, ist fragwürdig. Influencer und Influencerinnen genießen das Vertrauen ihrer Follower. Sie werden als authentisch wahrgenommen und beeinflussen so das Kaufverhalten.

Inzwischen arbeiten auch immer mehr Unternehmen des Gesundheitswesens, z. B. Krankenkassen oder Pharmafirmen, mit Influencern und Bloggerinnen zusammen. Verschiedene gesetzliche Bestimmungen, z. B. das Heilmittelwerbegesetz (HWG), setzen Social-Media-Aktivitäten im medizinischen Bereich Grenzen. Werbung für einzelne verschreibungspflichtige Arzneimittel vor einem Laienpublikum ist zum Beispiel nicht erlaubt. Ebenso ist es verboten, unwahre Aussagen oder Krankheitsgeschichten über die Wirksamkeit von Medikamenten zu verbreiten. Werbung mit Preisausschreiben oder Verlosungen ist ebenfalls verboten. 

Zu beachten ist, dass das HWG nur bei Werbung gilt, die sich auf ein bestimmtes Produkt bezieht. Pharmafirmen umgehen es, indem sie Arzneimittel nicht namentlich nennen: Influencer und Influencerinnen machen Beiträge über eine Krankheit oder Diagnose und erklären zum Beispiel den Zugang zu Therapien. Oft wird in diesen Beiträgen auch ein Link zur Pharmafirma platziert. Von dort aus ist der Weg zu ihren Produkten nicht mehr weit. 

Grund 3: Einzelmeinungen

Auch bei werbefreien Beiträgen in sozialen Medien ist Vorsicht geboten. Die Netzwerke werden häufig zum Erfahrungs- und Meinungsaustausch genutzt. Dies kann für Betroffene eine Hilfe sein, birgt aber auch Risiken. So sind Erfahrungsberichte in Chats oder Foren immer nur Einzelerfahrungen. Sie können keine Allgemeingültigkeit beanspruchen und sind nie so neutral und ausgewogen wie das Gespräch mit medizinischem Fachpersonal oder eine gute, evidenzbasierte Gesundheitsinformation. Andere Personen mit der gleichen Erkrankung oder einem ähnlichen Problem können ganz andere Erfahrungen gemacht haben. 

Wie finde ich verlässliche Informationen in den sozialen Medien? 

Wer die Fallstricke kennt, kann auch in den sozialen Medien seriöse Anbieter von Gesundheitsinformationen finden, die komplexe Inhalte anschaulich vermitteln. So sind auch Forschungseinrichtungen, wissenschaftsfördernde Institutionen und andere Organisationen, aber auch Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen selbst in den sozialen Medien vertreten und informieren über ihre jeweiligen Themen.

Zudem gibt es auch Gesundheits- und Medizin-Influencer bzw. Influencerinnen. Sie klären über Gesundheitsthemen auf oder geben einen Einblick in ihren Arbeitsalltag. Für verlässliche Anbieter und Anbieterinnen spricht u. a., dass sie einen medizinisch-naturwissenschaftlichen Hintergrund besitzen. Sie haben z. B. Medizin studiert oder eine Ausbildung im Gesundheitsbereich abgeschlossen. Weiterhin sollten sich ihre Informationen möglichst auf Leitlinien, Fachgesellschaften oder gut durchgeführte Studien beziehen und Quellen zu ihren Informationen angegeben sein. 

Auch wenn Influencer und Influencerinnen über medizinische oder gesundheitliche Themen informieren, haben sie in der Regel keine journalistische Ausbildung. Sie müssen sich also nicht an Qualitätsstandards wie den Pressekodex halten. Seriöse Anbieter beziehen sich auf Qualitätsanforderungen, zum Beispiel die Gute Praxis Gesundheitsinformation (GPGI) und die Leitlinie evidenzbasierte Gesundheitsinformation. Darin sind Kriterien für die Entwicklung und die Inhalte von qualitativ hochwertigen Gesundheits- und Patienteninformationen beschrieben. 

Gleichwohl können auch hochwertige Gesundheitsinformationen nicht das Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin ersetzen.

Quellen

Bittlingmayer UH, Dadaczynski K, Sahrai D, van den Broucke S, Okan O. Digitale Gesundheitskompetenz – Konzeptionelle Verortung, Erfassung und Förderung mit Fokus auf Kinder und Jugendliche. Bundesgesundheitsblatt 2020; 63(2), 176–184. https://doi.org/10.1007/s00103-019-03087-6.

Gesetz über die Werbung auf dem Gebiete des Heilwesens (Heilmittelwerbegesetz - HWG); 1994. Verfügbar unter: https://www.gesetze-im-internet.de/heilmwerbg/BJNR006049965.html [25.05.2022].

Dadaczynski K, Rathmann K, Schricker J, May M, Kruse S, Janiczek O, Quilling E. Digitale Gesundheitskompetenz von Jugendlichen. Eine mehrperspektivische Betrachtung aus Sicht von Schüler*innen, Lehrkräften und Schulleitungen weiterführender Schulen in Hessen; 2020. https://doi.org/10.13140/RG.2.2.24420.32649.

Krisam M, Altendorfer LM. Influencer-Marketing im Gesundheitswesen: Eine Übersicht. Gesundheitswesen 2021. https://doi.org/10.1055/a-1377-6478.

Penzel M. Wenn Influencer für Arzneimittel werben. MedWatch gemeinnützige UG (haftungsbeschränkt) für evidenzbasierten Medizinjournalismus; 2022. Verfügbar unter:  https://medwatch.de/2022/04/13/influencer-arzneimittel-werbung/ [10.10.2022].

Schnurr J, Mäder A, Hrsg. Wissenschaft und Gesellschaft: Ein vertrauensvoller Dialog: Positionen und Perspektiven der Wissenschaftskommunikation heute; 2020. Verfügbar unter: https://link.springer.com/content/pdf/10.1007/978-3-662-59466-7.pdf  [25.05.2022].

Medienanstalt Rheinland-Pfalz. forsa-Umfrage Safer Internet Day 2022 Befragung von 14- bis 24-Jährigen zu Falschmeldungen und Demokratie; o. D. Verfügbar unter:  https://www.klicksafe.de/ueber-klicksafe/safer-internet-day/sid-2022/forsa-umfrage [10.10.2022].

World Health Organization. Infodemic; o. D. Verfügbar unter: https://www.who.int/health-topics/infodemic [10.10.2022].

 

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