Haus, Wolken und Himmel spiegeln sich in Seifenblase

Filterblasen: Wie das Internet die Wahrnehmung verzerrt

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Wer glaubt, im Internet neutrale Informationen zu finden, irrt sich bisweilen: Verschiedene Mechanismen können das Informationsangebot färben und beeinflussen. Dadurch erhalten Nutzer und Nutzerinnen Inhalte, die ihren persönlichen Interessen entsprechen. Sie werden aber auch in einer engen Meinungswelt gehalten: der Filterblase. Erfahren Sie hier, wie Filterblasen unser Informationsangebot beeinflussen und wie man damit umgehen kann.

Wer sich im Internet bewegt, hinterlässt Spuren – auch Schülerinnen und Schüler auf der Suche nach Informationen für ein Referat oder über Gesundheitsfragen. Online-Konzerne verfolgen genau, welche Seiten wir besuchen, welche Links wir anklicken und welche Inhalte wir konsumieren. So können Suchmaschinen und soziale Netzwerke unser Verhalten analysieren und ein umfassendes Profil erstellen – z. B. zu unseren politischen Ansichten oder Interessen. Unternehmen wiederum kaufen diese Informationen, um gezielt Werbung für bestimmte Nutzerprofile zu schalten.

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Die Grafik erklärt was Filterblasen, Echokammern und Algorithmen sind und wie sie zusammenhängen.

Was sind Filterblasen? 

Neben personalisierter Werbung hat die Sammlung von Informationen über Nutzer und Nutzerinnen noch einen weiteren Effekt: Das Informationsangebot, das ihnen angezeigt wird, verändert sich im Laufe der Zeit. Dabei sollen die Inhalte immer mehr den persönlichen Interessen und Vorlieben der Nutzerinnen und Nutzer entsprechen. Dies führt dazu, dass wir nur noch Informationen erhalten, die die eigenen Ansichten und Meinungen widerspiegeln – alles andere nicht mehr. So entsteht eine sogenannte Filterblase. Sie ist ein eigenes Informations-Universum jedes Nutzers und jeder Nutzerin. 
Was nutzerfreundlich gedacht ist, birgt jedoch Risiken: Es besteht die Gefahr einer einseitigen Darstellung, die eine umfassende Information verhindert, da uns nur Inhalte gezeigt werden, die unseren Interessen, Ansichten und Meinungen entsprechen und andere Ansichten ausgeklammert werden. Dies kann dazu führen, dass Nutzerinnen und Nutzer die Welt verzerrt wahrnehmen. Sie bewegen sich zunehmend in ihrer eigenen Filterblase.

Informationssuche im Netz: Was sind Filterblasen und Echokammern?

Video als Text

Was ist was?
In der Rubrik Gesunder Medienumgang lautet die Frage: Was ist der Unterschied zwischen einer Filterblase und einer Echokammer?

Na, na... Joker oder Cookie gefällig?

Wer sich im Internet bewegt, hinterlässt Spuren. Welche Begriffe wir suchen, welche Seiten wir besuchen, wo wir länger verweilen.
Diese Spuren werden gesammelt.  Unter anderem mit…… Cookies. 

Doch lieber einen Joker?

Den Begriff Filterblase hat der Internetaktivist Eli Pariser geprägt. Seine These: Auf den großen digitalen Plattformen wird uns nur noch angezeigt, was unseren Vorlieben entspricht. Alles andere wird ausgeblendet – wie durch einen Filter. Dahinter stecken Algorithmen. Das sind vollautomatisierte Rechenoperationen, die unser gesamtes Online-Verhalten in Echtzeit auswerten. Gesammelt werden diese Daten zum Beispiel über Cookies, kleine Datenpakete, die wir beim Besuch einer Website akzeptieren oder auch mit Social Plugins, wie dem „Like-Button“ von Facebook.

Am Ende liefert der Algorithmus eine auf uns persönlich zugeschnittene Auswahl von Informationen. Das soll die Verweildauer auf den jeweiligen Portalen erhöhen, heißt aber auch: Vermeintlich uninteressante Informationen sind ausgeblendet. Willkommen in der Filterblase!

Zu einem Echokammer-Effekt kann es kommen, wenn sich in sozialen Netzwerken Menschen mit ähnlichen Interessen finden und sich gegenseitig immer wieder in ihren Ansichten bestätigen. Eben wie ein Echo. Das kann genauso im realen Leben passieren - wenn man sich nur mit Gleichgesinnten umgibt.  Nur: Ob Off- oder Online - Fakten oder andere Meinungen werden früher oder später ausgeblendet. So können sich schnell einseitige Weltsichten festigen.

Die gute Nachricht: Filterblasen und Echokammern kann man umgehen. Tipps dafür gibt es mit einem Klick auf die Infokarte. 

Noch ein Cookie?

Wissen ist gesund.

Was hat das mit Gesundheitsinformationen zu tun?

Auf der Suche nach Gesundheitsinformationen nutzen Menschen ganz selbstverständlich das Internet. Suchmaschinen können schnell und anonym Antworten auf Gesundheitsfragen jeglicher Art geben. Aber nicht nur Suchmaschinen, auch soziale Netzwerke werden für Informationen rund um die Gesundheit zurate gezogen. Auch Jugendliche nutzen das Internet und insbesondere soziale Medien als Informationsquelle in Gesundheitsfragen. Wer sich beispielsweise für alternative Therapien, homöopathische Arzneimittel und Naturheilverfahren interessiert, bekommt bei der Suche nach Behandlungsmöglichkeiten einer Erkrankung auch vermehrt Informationen und Beiträge zu diesen Themen vorgeschlagen. So ist man auch hier schnell in einer Filterblase. Informationen zu anderen Behandlungsmöglichkeiten werden eventuell gar nicht mehr unter den ersten Suchergebnissen angezeigt. Dies kann zu schlechteren Entscheidungen in Gesundheitsfragen führen. Eine Studie zur Informationssuche nach Kinderimpfungen legt nahe, dass impfkritische Eltern sich wenig auf Seiten informieren, die impfbefürwortende Inhalte anzeigen. Sie blieben eher in ihrer Filterblase und informierten sich nur einseitig über das Thema.

Welche Rolle spielen Algorithmen bei der Entstehung von Filterblasen? 

Internetkonzerne möchten, dass Nutzer und Nutzerinnen so viel Zeit wie möglich mit ihren Angeboten verbringen. Deshalb bemühen sie sich, ihren Nutzern und Nutzerinnen möglichst interessante Inhalte zu bieten. Um zu berechnen, welche Inhalte für uns interessant sind, haben Anbieter wie Facebook oder Google ihre eigenen Methoden: Sie nutzen sogenannte Algorithmen, also Schritt-für-Schritt-Anleitungen zur Lösung von Problemen. Jeder Anbieter benutzt andere Algorithmen und legt diese in der Regel nicht komplett offen. So entscheidet der Algorithmus bei Facebook darüber, welche Beiträge in welcher Reihenfolge in unserem Newsfeed erscheinen. Inhalte von Freundinnen und Freunden werden uns eher angezeigt, wenn man vermehrt Kontakt zu ihnen hatte oder wenn andere Nutzer und Nutzerinnen diese Inhalte kommentiert haben. Wenn wir auf Instagram Fitnessbilder liken, werden uns vermehrt genau solche Bilder angezeigt. Auch werden uns eher Inhalte angezeigt, die andere im gleichen Alter, mit ähnlichen Interessen oder mit einer ähnlichen politischen Meinung aufgerufen haben.

Was sind Echokammern?

Eine Echokammer ist ein virtueller oder nicht virtueller Raum, in dem Gleichgesinnte sich gegenseitig in ihren Meinungen und Weltansichten bestärken. Gegenteilige Fakten oder andere Meinungen werden ausgeblendet. In virtuellen Räumen wie z. B. in sozialen Netzwerken können sich schnell Echokammern bilden, weil sich dort häufig viele Menschen mit gleichen Ansichten vernetzen. Filterblasen können diesen Effekt zusätzlich verstärken, wenn die angezeigten Inhalte die jeweilige Meinung unterstützen. Einseitige oder extreme Ansichten können sich leicht verfestigen. 

Ist der Einfluss der Filterblasen wirklich so groß? 

Inzwischen gibt es auch Kritik am Konzept der Filterblase. Für die meisten Menschen sind soziale Medien nicht die einzige Informationsquelle. Laut aktueller Befragung geben 44 Prozent der über 18-Jährigen das Fernsehen als wichtigste Nachrichtenquelle an. Für 40 Prozent ist es das Internet und für zehn Prozent sind die sozialen Medien die Hauptnachrichtenquelle. Nur vier Prozent geben an, sich allein auf soziale Medien als Quelle zu verlassen. Bei den 12- bis 19-Jährigen ist ebenfalls das Fernsehen die wichtigste Quelle (32 Prozent). Das Internet geben 21 Prozent als wichtigste Quelle an. Auch eine Untersuchung der Google-Suchergebisse nach Politikerinnen und Politikern vor der Bundestagswahl 2017 ließ kaum eine Personalisierung der Suchtreffer erkennen. Eine Analyse kam zu dem Ergebnis, dass die Suche allen Nutzerinnen und Nutzern annähernd die gleichen Ergebnisse lieferte und nur wenige Unterschiede in den Suchtreffern vorlagen. Zudem ist das Internet kein abgegrenzter Raum. Verlinkungen führen leicht von einer Seite zur nächsten und so auch heraus aus der Filterblase. 

Wie sammeln die Anbieter unsere Daten?

Um im Internet Informationen über uns zu sammeln, benutzen Anbieter sogenannte Cookies. Cookies sind Datensätze, die im Browser gespeichert werden, wenn eine Internetseite besucht wird. Bei einem erneuten Besuch erkennt die Seite den Nutzer oder die Nutzerin wieder. Mithilfe von Cookies lassen sich verschiedene Daten sammeln: 

  • die IP-Adresse des Computers,
  • Dauer und Häufigkeit des Besuchs auf der Seite, 
  • andere besuchte Seiten,
  • Warenkorbinhalte oder Adressen, Namen oder Telefonnummern. 

Weiterhin gibt es das sogenannte App-Tracking, bei dem installierte Anwendungen (= Apps) selbst Nutzerdaten sammeln. Auch „Social Plugins“ wie etwa der „Like-Button“ auf Facebook oder der „Tweet-Button“ von Twitter sammeln Daten über Nutzerinnen und Nutzer. 

Was kann ich gegen Filterblasen tun?

Das Internet bietet ein unübersehbares Angebot an Informationen und Inhalten. Algorithmen und Filter dienen deshalb auch dazu, Nutzern und Nutzerinnen überhaupt ein sinnvolles Angebot anzuzeigen. Wer im Netz surft, sollte sich jedoch bewusst sein, dass die Auswahl der Inhalte vorgefiltert ist und nicht zwangsläufig die Realität widerspiegelt. Zunächst kann man das eigene Surfverhalten hinterfragen und sich klarmachen, dass Suchmaschinen und soziale Netzwerke vorgefilterte Inhalte anzeigen. Um die Filterblase durchlässig zu halten, kann man versuchen, möglichst wenig Spuren im Netz zu hinterlassen. Technische Tipps und Anleitungen, bspw. zum Kontrollieren und Verwalten von Cookies, bieten u. a. die Verbraucherzentralen. Auch die Auswahl des Browsers und der Suchmaschine erlaubt Einfluss auf die Filterblase, indem man bspw. im „Inkognito-Modus“ surft. Neben diesen technischen Einstellungen kann man aber auch persönlich etwas gegen Filterblasen tun. So lohnt es sich, aktiv nach anderen Meinungen und Ansichten zu suchen und dafür verschiedene Plattformen oder Quellen zu nutzen. Wer bewusst unbequeme und konträre Meinungen einholt und zulässt, kann eine Filterblase umgehen.

Wie lässt sich die Qualität von Gesundheitsinformationen beurteilen?

Auch auf der Suche nach Gesundheitsinformationen lohnt es sich, eine Bandbreite an Quellen zu sichten. Um die Qualität von Gesundheitsinformationen im Internet beurteilen zu können, gibt es Leitfäden und Checklisten wie die Gute Praxis Gesundheitsinformation. Auch das Portal der Stiftung Gesundheitswissen gibt Tipps zur Recherche vertrauenswürdiger Gesundheitsinformationen.

Auf gesundweiser.de lernen Schüler und Schülerinnen wie man verlässliche Gesundheitsinformationen im Internet erkennt. Denn nicht alle Informationen, die Dr. Google in den Suchergebnissen platziert, sind vertrauenswürdig. 

Allgemein gilt: Informationen zu Gesundheitsfragen aus dem Internet können nie das Gespräch mit dem Arzt oder der Ärztin ersetzen. 

Quellen

Bundeszentrale für politische Bildung. Filterbubble; 2017. Verfügbar unter: https://www.bpb.de/lernen/angebote/grafstat/grafstat-bundestagswahl-2017/254761/m-04-07-filterbubble/ [22.06.2022].

Getman R, Helmi M, Roberts H, Yansane A, Cutler D, Seymour B. Vaccine hesitancy and online information: The influence of digital networks. Health Education & Behavior 2018; 45(4), 599–606. https://doi.org/10.1177/1090198117739673.

Gleich U. Auswirkungen von Echokammern auf den Prozess der Meinungsbildung; 2019. Verfügbar unter: https://www.ard-media.de/fileadmin/user_upload/media-perspektiven/pdf/2019/0219_ARD-Forschungsdienst_2019-02-13.pdf [22.06.2022].

Gottas C, Ström B. Meinungsmache im Netz: Echokammern – Filterblasen; 2020. Verfügbar unter: https://www.efwi.de/fileadmin/efwi/schule_mittendrin/PPP_Online-Seminar_Filterblasen_Echokammern.pdf [22.06.2022].

Hölig S, Hasebrink U, Behre J. Reuters Institute Digital News Report 2021: Ergebnisse für Deutschland; 2021. Verfügbar unter: https://leibniz-hbi.de/uploads/media/Publikationen/cms/media/v9drj2w_AP58_RDNR21_Deutschland.pdf  [22.06.2022].

Holone H. The filter bubble and its effect on online personal health information. Croatian Medical Journal 2016; 57(3), 298–301. https://doi.org/10.3325/cmj.2016.57.298.

Dadaczynski K, Rathmann K, Schricker J, May M, Kruse S, Janiczek O, Quilling E. Digitale Gesundheitskompetenz von Jugendlichen. Eine mehrperspektivische Betrachtung aus Sicht von Schüler*innen, Lehrkräften und Schulleitungen weiterführender Schulen in Hessen; 2020. https://doi.org/10.13140/RG.2.2.24420.32649.

Mangold I. Filterblasen: Wenn man nur das gezeigt bekommt, was man eh schon kennt. Landesmedienzentrum Baden-Württemberg. Verfügbar unter: https://www.lmz-bw.de/medien-und-bildung/jugendmedienschutz/fake-news/filterblasen-wenn-man-nur-das-gezeigt-bekommt-was-man-eh-schon-kennt [22.06.2022].

Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest. JIM-Studie 2021 - Jugend, Information, Medien: Basisuntersuchung zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger; 2021. Verfügbar unter:  https://www.mpfs.de/fileadmin/files/Studien/JIM/2021/JIM-Studie_2021_barrierefrei.pdf [22.06.2022].

Stiftung Gesundheitswissen. Ist Gesundheit schon digitaler Alltag? Teilergebnisse der Studie „HINTS Germany“ zur Nutzung digitaler Gesundheitsangebote; 2021. Verfügbar unter: https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/sites/default/files/pdf/2021_07_08_trendmonitor_Digitaliserung_AktFass_vf_0.pdf [22.06.2022].

Krafft TD, Gamer M, Zweig KA. Wer sieht was? Personalisierung, Regionalisierung und die Frage nach der Filterblase in Googles Suchmaschine: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt #Datenspende: Google und die Bundestagswahl 2017; 2018. Verfügbar unter: https://algorithmwatch.org/de/wp-content/uploads/2020/03/Bericht-Datenspende-Wer-sieht-was-auf-Google.pdf [22.06.2022].

Verbraucherzentrale.de. Cookies kontrollieren und verwalten; 2021. Verfügbar unter: https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/digitale-welt/datenschutz/cookies-kontrollieren-und-verwalten-11996 [22.06.2022].

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