Schülerin guckt verzweifelt ins Buch

Eine Schülerin guckt verzweifelt ins Buch. 

Stress und Stressbewältigung in der Schule

Wenn wir von Stress reden, meinen wir damit zumeist unangenehme Belastungen oder Druck. Stress ist jedoch ein vielschichtiger Prozess, der auch Positives bewirken kann: Er hilft uns dabei, Herausforderungen zu meistern und gute Leistungen zu erbringen – auch in der Schule.

Warum ist Stress ein wichtiges Thema für die Schule?

Laut dem Präventionsradar berichten 45 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland, „oft“ oder „sehr oft“ Stress zu empfinden. Dabei geben 40 Prozent der Befragten die Schule als Ursache an. Damit Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte diesem Stress nicht passiv gegenüberstehen, können sie Maßnahmen zur Stressbewältigung erlernen. Es geht nicht darum, Stress ganz zu vermeiden. Vielmehr sollten sie eine gesunde Balance zwischen Anspannung und Entspannung finden. Denn moderater Stress gehört zum Alltag und steigert sogar die Leistungsbereitschaft.

Was ist Stress?

Stress ist eine natürliche Reaktion des Körpers auf potenziell bedrohliche Reize, sogenannte Stressoren. Solche Reize können aus der Umwelt kommen, z. B. Lärm, Termindruck oder Krankheit. Es gibt aber auch innere Reize wie etwa hohe Ansprüche an sich selbst. 
Als Reaktion auf einen Reiz oder eine Herausforderung setzt der Körper eine Kaskade von Hormonen frei. Die Stresshormone wirken an verschiedenen Zielorganen im Körper und beeinflussen deren Funktion. Der Körper wird damit auf die Bewältigung der stressauslösenden Situation eingestellt. Damit er in der Lage ist, große Herausforderungen zu meistern, erreicht die Leistungsfähigkeit ein Maximum.
Im Anschluss benötigt der Körper eine Pause, um sich zu regenerieren und den Stoffwechsel wieder umzustellen. Der Hormonspiegel kehrt auf sein Ausgangsniveau zurück.

Wann wird Stress ungesund?

Wenn auf eine akute Stresssituation keine angemessene Erholungsphase folgt, kann Stress chronisch werden. Der Körper ist in diesem Fall erschöpft und die Leistungsfähigkeit nimmt ab. Auch Erkrankungen können vermehrt auftreten, bspw. Bluthochdruck. Kinder und Jugendliche berichten auf körperlicher Ebene häufig über Kopf- und Bauchschmerzen. Im psychischen Bereich werden Gereiztheit, Erschöpfung und Konzentrationsschwierigkeiten berichtet.

Was löst Stress aus?

Stress entsteht aus einem Ungleichgewicht zwischen Anforderungen und verfügbaren Ressourcen. Wenn beispielsweise eine wichtige Klassenarbeit ansteht (Anforderung) und wenig Zeit (Ressource) für die Vorbereitung bleibt, löst das bei Schülerinnen und Schülern gewöhnlich Stress aus. Wesentlich dabei ist die individuelle Bewertung der Situation: Derselbe Reiz kann für eine Person als Stressor wirken und für eine andere Person nicht. So bewerten Schülerinnen und Schüler die Schwierigkeit der Klassenarbeit in der Regel unterschiedlich. Zudem verfügt nicht jeder über dieselben Bewältigungsmöglichkeiten, in diesem Fall etwa Lernhilfen.

Wie lässt sich Stress gesund bewältigen?

Um Überforderung und Überlastung bei Schülerinnen und Schülern zu vermeiden, bietet es sich an, gezielt Techniken zur Stressbewältigung zu erlernen. Stresstechniken, z. B. Atemübungen bei kurzfristig auftretenden Belastungen, unterstützen die aktive Bewältigung.
Stress lässt sich aber auch präventiv abmildern. Eine Möglichkeit bieten schützende Denkmuster, die den Stress nicht als negativ bewerten. Dadurch empfinden Betroffene die stressigen Situationen als weniger unangenehm. Auch ganz praktische Strategien zur Problemlösung und zum Zeitmanagement unterstützen die Stressprävention. So kann z. B. ein Lernplan ein Gefühl der Kontrolle schaffen, wodurch die Situation als weniger belastend empfunden wird.
 

Quellen

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Schröger E, Grimm S, Müller D. Biologische Psychologie. 2. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg; 2022 (Basiswissen Psychologie).

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Hier geht es zu den Unterrichtsmaterialien zum Thema Stress.