Weibliche Füße betreten eine Waage

Was tun bei Magersucht, Bulimie und Binge-Eating?

Im Schulalltag bemerken Lehrkräfte bei Schülerinnen oder Schülern mitunter Veränderungen des Essverhaltens oder gar eine Gewichtsabnahme. In diesem Fall kann der Verdacht auf eine Essstörung aufkommen. Im Folgenden erfahren Sie, was Schule zur Vorbeugung von Essstörungen tun und wie sie Betroffene unterstützen kann. Zudem stellen wir Unterrichtsmaterial und Ideen für die Umsetzung in der Schule zur Verfügung. 

Essstörungen beginnen oftmals in der Pubertät und gehören unter Kindern und Jugendlichen zu den verbreitetsten psychischen Erkrankungen. Dabei sind Magersucht und Bulimie für das Jugendalter die häufigsten Diagnosen. Wichtig ist das Bewusstsein, dass nicht alle Essstörungen gleichermaßen sichtbar sind. So kommt es bei Magersucht mit der Zeit zu einem starken Gewichtsverlust. Hingegen erscheinen Personen, die an Bulimie erkrankt sind, zumeist normal- bis übergewichtig.
Mitunter zeigen Kinder und Jugendliche auch nur einzelne Symptome von Essstörungen. So gaben in einer Befragung sechs Prozent der jungen Erwachsenen an, bewusst Erbrechen herbeizuführen, um abzunehmen. Laut dem Robert Koch-Institut lassen sich bei jedem fünften Kind oder Jugendlichen zwischen elf und 17 Jahren Hinweise auf ein gestörtes Essverhalten finden.  
Diese Situationen können bei Lehrkräften und Eltern Gefühle der Hilflosigkeit und Unsicherheit auslösen. Dabei kann die Schule helfen, Essstörungen vorzubeugen, und Betroffene unterstützen. Nicht selten bemerken Lehrkräfte in der Schule erste Anzeichen und leiten Maßnahmen zur Unterstützung Betroffener ein. 

 

Was kann Schule tun?

Es gibt eine ganze Reihe von Schutzfaktoren, die Essstörungen vorbeugen können. Zu den Schutzfaktoren zählen z. B. Fähigkeiten und Eigenschaften, aber auch andere Menschen im persönlichen Umkreis. Dies ist bei jedem Menschen unterschiedlich ausgeprägt. Entscheidend ist, dass man schwach ausgeprägte Schutzfaktoren verbessern und so etwas gegen Essstörungen tun kann.
Schule als Ort des Lernens und der Gemeinschaft kann die Sozialkompetenz der Schülerinnen und Schüler stärken und soziale Unterstützung als wichtigen Schutzfaktor bereitstellen. Positive soziale Erfahrungen in der Schule  stärken das Selbstwertgefühl und das Selbstvertrauen. Zudem kann Schule einen gesunden Umgang mit Stress und Bewältigungsstrategien  vermitteln.

 

Welche Hilfsangebote gibt es?

Als Lehrkraft ist es zunächst wichtig, sich der eigenen Rolle und Haltung gegenüber Essstörungen bewusst zu sein. Ein Lehrer ist kein Therapeut und sollte sich vornehmlich auf die Bereitstellung pädagogischer Hilfen konzentrieren, z. B. indem er Betroffene motiviert, sich Unterstützung zu holen.
Wer unsicher ist, ob ein Jugendlicher an einer Essstörung erkrankt ist, kann sich, wie auch Angehörige einer betroffenen Person, ebenfalls Rat und Hilfe suchen. Mögliche Anlaufstellen sind Hausärzte, Schulpsychologinnen und -psychologen sowie spezielle Beratungsstellen – vor Ort oder im Netz –, die über Essstörungen informieren und Unterstützung anbieten. Auch der Austausch im Kollegium ist wichtig, z. B. über Veränderungen, die beobachtet wurden 
Zudem ist es hilfreich, Kontakte von Beratungsstellen leicht zugänglich zu machen. Aushänge, z. B. auf den Toiletten und direkt mit QR-Code, machen es Betroffenen leichter, Hilfe und Unterstützung zu finden.

Quellen

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Bundesministerium für Gesundheit. Essstörungen – was kann ich tun?: Informationen für Lehrkräfte, pädagogische und psychosoziale Fachkräfte; 2017. Verfügbar unter: https://www.bzga-essstoerungen.de/fileadmin/user_upload/bzga-essstoerungen/bilder/7_material_publikationen/Flyer_Essstoerungen_Multiplikatoren.pdf [27.07.2023].

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Legenbauer T, Bühren K. Essstörungen bei Kindern und Jugendlichen. In: Fegert JM, Resch F, Plener PL, Kaess M, Döpfner M, Konrad K et al., Hrsg. Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters. Berlin, Heidelberg: Springer; 2020. S. 1–23.

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Sadava D, Hillis DM, Heller HC, Hacker SD. Purves Biologie. 10. Aufl.: Springer Spektrum; 20

 

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